Re: WAS IST DER SINN?


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Abgeschickt von Lu Wunsch-Rolshoven am 20 Mai, 2002 um 19:46:37

Antwort auf: WAS IST DER SINN? von bowman am 19 Mai, 2002 um 21:38:35:

: Nun habe ich bereits mehrere Artikel gelesen (brandEins z.B.) und bin nicht mehr sicher, daß ich irgend etwas über Euer Motiv weiß. Vieles mutet eher abgeschottet und weltfremd an. Meine Frage: Wollt Ihr ALLE Menschen erreichen, oder nur die, die besonders die Abgeschiedenheit der Pyrenäen lieben und nur Rotwein trinken? Die sich freuen, wenn kein Hund bellt? Für die Esperanto- Treffen mehr 'Leben' bedeuten als der Rest des Jahres.

Esperanto ist eine Sprache - ihre Sprecher haben unterschiedliche Vorstellungen von der Welt, von ihrer eigenen Verwendung von Esperanto und von der möglichen Zukunft der Esperanto-Sprechergemeinschaft.

BRANDEINS schrieb über Leute in den Pyrenäen. Andere schreiben über Esperanto-Treffen und den Spaß, den man da haben kann. Gelegentlich wird auch über Leute geschrieben, die in Großstädten leben, einen ganz normalen Beruf haben (und vielleicht auch mögen) - und sich in ihrer Freizeit mal mit ihren Esperanto-Freunden aus dem Ausland treffen. Das ist natürlich nicht so spektakulär - und findet sich daher vielleicht nicht so oft in der Presse.

Ich selbst hätte wenig dagegen, "alle" Menschen zu erreichen. Das aber geht nur Schritt für Schritt. Zunächst möchte ich mich daher an diejenigen wenden, die sich vermutlich in irgendwelchen der vielen Untergruppen der Esperanto-Sprechergemeinschaft zu Hause fühlen werden.

Wem es bei den Esperanto-Sprechern in den Pyrenäen gefällt, der mag dafür Esperanto lernen. Wer die internationalen Esperanto-Treffen toll findet, der lernt vielleicht deshalb Esperanto - als Jugendlicher, weil es einfach viel Spaß macht, oder als Erwachsener, weil man immer mehr feststellt, wie wichtig im Leben ein vertrauter Kreis von Freunden und guten Bekannten ist - eine solche international zusammengesetzte Runde bieten viele regelmäßige Esperantotreffen. Manche Menschen sind auch total begeistert von der Idee einer internationalen Universität, an der man in einer allen gemeinsamen Sprache in bunt gemischter internationaler Runde Wissenschaft lehrt und lernt - und fahren zu Veranstaltungen der "Akademio Internacia de la Sciencoj". Manche Leute machen Musik in Esperanto. Usw. ("Das könnte man doch alles auch ..." Ja, aber in Esperanto machen eben alle einen Schritt aufeinander zu.)

: Ich bin am Freitag nach Berlin gekommen, um den Karneval der Kulturen mitzuerleben. Seit Jahren eine der mitreißendsten und völkerverständigsten events, die ich kenne. Und ich kenne mehreres... - Nun habe ich mich gerade da gefragt: Wo ist dieses Esperanto? Eine riesige Party mit tausenden von netten Menschen. Aber kein einziger von Euch war da!

Ich jedenfalls war mit meiner Tochter da, wir haben es trotz Regen sehr genossen - vermutlich waren auch andere Esperantosprecher da, andere Kulturen sind für uns ja sehr anziehend, deshalb vor allem lernt man ja Esperanto. - Ich habe schon gestern gedacht, dass wir da auch mitmachen müssten, und dein Beitrag bestätigt mich. (Ist allerdings halt doch viel Arbeit - ich weiß noch nicht, ob sich genügend Mitstreiter dafür finden.)

: Das verstehe ich nicht. Dann verstehe ich Eure ganze Philosophie nicht (mehr).
: Wollt Ihr mit den lustigen, wirklich freien und offenen Menschen nichts zu tun haben? Ist Esperanto doch die "elitäre" Kommune, für die man sie 'landläufig' hält? Oder die sie zumindest gern sein möchte?

Ich denke nicht, dass wir eine "elitäre Kommune" darstellen oder gar sein möchten. Neben dem oben erwähnten Arbeitsaufwand spielt aber noch etwas anderes eine Rolle.

In der Geschichte haben die Befürworter und die Sprecher des Esperanto eine große Menge an Spott und Verfolgung einstecken müssen. Zunächst hieß es, eine geplante Sprache, das ginge ja gar nicht. Dann wurde (und wird bis heute) bezweifelt - meist ohne jede Kenntnis des Esperanto -, dass Esperanto ausreichend ausdrucksfähig ist. Manchmal wird einem auch vorgehalten, es habe sich ja nicht durchgesetzt - stimmt, die Gegenkräfte waren und sind stark, aber dennoch wächst die Sprechergemeinschaft seit ein paar Jahrzehnten weiter an.

Hinzu kommt die politische Verfolgung. Für Hitler war Esperanto Sprache der Zionisten, für Stalin war es internationalistisch - und damit in ganz Osteuropa bis in die fünfziger und sechziger Jahre hinein verboten, Franco und Salazar haben Esperanto in Spanien und Portugal aus der Öffentlichkeit verbannt. Das Buch von Ulrich Lins, Die gefährliche Sprache, listet noch einige weitere Länder auf. Am stärksten war die Unterdrückung wohl unter Stalin, da sind ein paar tausend Esperantosprecher in die Lager gekommen und dort zu Grunde gegangen oder gleich umgebracht worden.

Das alles hat wohl dazu beigetragen, dass viele Esperantosprecher heute Esperanto sprechen und das genießen - und sich nicht veranlasst sehen, dafür auch reichlich zu werben. Was hätten sie schon davon?! Wieso sollten sie die aufwendige und oft fruchtlose Arbeit der Werbung für Esperanto auf sich nehmen? Wer möchte, kann sich doch informieren! (Ich selbst sehe das nicht so, ich meine, dass es durchaus gangbare Wege der Werbung gibt, die auch zu weiteren Erfolgen führen werden.)

: Ein multikulturelles absolut geniales Fest - und keine Präsenz! Was ist der Grund?
: Ich stelle mir die Frage, ob Esperanto dann nicht doch überholt ist und sich deren Anhänger nicht besser den wesentlichen Aufgaben des Lebens und der Welt zuwenden sollten.

Was auch immer das sein mag... Ich zähle die Verwendung von Esperanto in internationaler Runde jedenfalls dazu.

: Was sagt Ihr?
: Ich habe dieses Forum gewählt, weil es mir als neu und fortschrittlich beschrieben wurde.

Schön. Das höre ich gerne. Hier ist jede Meinung zu Esperanto willkommen - ich tausche gerne Argumente dazu aus.

: Wenn Ihr Lust habt, mal aus Eurem eigenen Saft heraus zu kommen, würde ich mich freuen, wenn hier zur Abwechslung mal diskutiert wird.

Also hier gab es durchaus schon unterschiedliche Auffassungen zu Esperanto, Englisch und anderen Sprachen ;-) Sehr zu meiner Freude - die Vorurteile zu Esperanto nur in der Zeitung lesen zu müssen und die Leserbriefe werden dann nicht abgedruckt oder stark gekürzt, das nervt auf die Dauer schon. Da ist mir eine offene Diskussion ohne Platzbeschränkung weitaus lieber.

: Beteilige mich dann gern.
: Esperanto kann kaum eine internationale Sprache werden, wenn Ihr euch sowieso nur untereinander verständigt.

Esperanto ist eine internationale Sprache - in der wir Esperantosprecher aus vielen Ländern uns miteinander austauschen.

Und sehr gerne tausche ich mich über Esperanto auch mit anderen aus.

: Gebärdensprache ist wahrscheinlich älter. Und das sind zum Teil recht aktive Leute.
: Möglicherweise bedeutet Esperanto für manche Menschen sogar eher Abgrenzung. Ist das in Eurem Interesse oder nicht? Ich würd es gut finden, wenn mal jemand ganz klar sagt, was das Ganze eigentlich will und soll.

Internationales Verstehen. Am liebsten für sehr viele Menschen auf der ganzen Welt - und vorerst halt für alle diejenigen, die die Idee und die heutige Verwendung attraktiv finden.

Viele Grüße

Lu

: Mit Grüßen,
: Tanja




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