Antwort zu den Beiträgen unter "Was ist der Sinn" und "Dankeschön!"


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Abgeschickt von Gunnar R. Fischer am 23 Mai, 2002 um 17:20:22

Antwort auf: Dankeschön! von Tanja am 21 Mai, 2002 um 20:49:25:

Hallo!

Nachdem Lu schon sehr gut allgemein auf die Beiträge eingegangen ist, möchte ich noch die spezifische Sichtweise eines Aktiven hinzufügen.

Ich war fünf Jahre im Vorstand der Deutschen Esperanto-Jugend, davon eins als Vorsitzender. (Zu meinen sonstigen Aktivitäten siehe http://www.esperanto.de/revelo/Einige%20Esperanto-Freunde.htm#gfischer .)

Zuerst den wichtigsten Teil: Es gibt eine ganz einfache Erklärung dafür, warum "die" Esperantosprecher nicht auf jeder internationalen und interkulturellen Veranstaltung vertreten sind: So viele Aktive gibt es eben nicht! Und bevor ich z.B. etwas nur halb und mittelmäßig mache (-> würde ja einen extrem schlechten Eindruck hinterlassen!), lasse ich es lieber bleiben und konzentriere mich auf einige wenige Projekte.

Es wurden Gruppen wie Greenpeace und Robin Wood angeführt und deren professionelle Werbung. Ich sage: Ok! Gebt mir dasselbe Werbebudget und die gleiche Anzahl von hochqualifizierten Mitarbeitern und wir stellen dasselbe auf die Beine. Ansonsten müssen wir eben mit dem auskommen, was wir haben, und das ist relativ wenig Geld mit einer Handvoll ehrenamtlicher Mitarbeiter. Wenn einem das bewußt ist, dann sieht man die Werbung, die wir durchaus machen, mit anderen Augen.

Übrigens befindet man sich als Aktiver ständig in der Zwickmühle. Macht man nämlich wirklich offensive Werbung (wie hier gefordert), dann mehren sich sofort die "Radikalen"- und "Sekten"-Vorwürfe, weil man so "fanatisch" vorgeht. Versucht man es hingegen etwas zurückhaltender, bekommt man sofort zu hören, daß die Espis ein "verschlossener Verein" sind, der unter sich bleiben will. Wie man es auch macht, man macht es immer falsch. Das ist meine Erfahrung als ehrenamtlich Engagierter. Ähnliches dürfte man von Engagierten aus anderen Bereichen hören.

Ich finde es auch nicht fair, den Leuten, die aktiv sind, vorzuwerfen, daß sie nicht noch mehr machen. Eigentlich müßte man sie loben für ihre Arbeit, denn ohne diese gäbe es gar nichts! Daß sich wegen solcher Vorwürfe manche Espis inzwischen lieber den Teilen der Esperantowelt zuwenden, die nach außen hin nicht (so) sichtbar sind, wie z.B. der Kultur, kann ich nur gut nachvollziehen.

Übrigens war Esperanto vertreten auf dem Welt-Sozial-Forum in Brasilien (Ihr erinnert Euch? "Eine andere Welt ist möglich"!). Ich habe in deutschen Zeitungen darüber gelesen und noch in derselben Nacht mit Teilnehmern im Esperanto-Chat darüber geredet. Ihr seht, wir sind alles andere als inaktiv oder verschlossen, im Gegenteil!


Jetzt zu den Details:

Tanja, der Artikel über die Esperanto-Kommune in Frankreich spiegelt eben nur eine Anwendungsmöglichkeit und einen Bruchteil der Sprecher wieder.

Daß eine internationale Runde von Esperantosprechern sich eben zunächst auf Esperanto unterhält, liegt in der Natur der Sache - das hat nichts mit Abschottung zu tun. Übrigens gibt es ja immer wieder Neulinge, so daß es sich hier keineswegs um eine geschlossene Gesellschaft handelt.

Dave B, ich würde dem jugendlichen Türken, dem deutschen Skin und dem russischen Auswanderer sofort Möglichkeiten nennen, wie sie Esperanto lernen können, wenn sie wollen.

Esperanto als Sprache muß gelebt UND organisiert werden. Sonst gäbe es keine Treffen und keine von den vielen angenehmen Dienstleistungen wie den Gastgeberdienst "Pasporta Servo" (esperantoland.de übrigens auch nicht).

Wenn Du Dich fragst, wo die Sprecher und wo die Präsenz ist, dann komme doch einfach auf ein Treffen! Wir freuen uns immer über neue Teilnehmer... Auf der Straße kannst Du Esperanto nur dann hören, wenn Du es selbst sprichst. Mir passiert so etwas übrigens immer wieder.

Den Vergleich mit einem verborgenen Garten finde ich unpassend, weil die Espis ja jedem anbieten, mitzumachen, und nicht "ihre" Sprache wie ein Geheimnis hüten.

Ro, das "Prager Manifest" ist ein Dokument, das von allen Esperantosprechern unterstützt wird, sondern eben nur von einigen. "Hass" gegen Englisch habe ich noch auf keiner offiziellen Esperantoseite gelesen. Hier würden mich Deine Quellen interessieren.

Ciao!

Gunnar



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